Zeit für Klarheit. Warum die Ukraine gerade mehr Zukunft in sich trägt als viele westliche Armeen

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Während Washington sich über Friedenspläne zerstreitet und Moskau verzweifelt auf Verstärkung hofft, operiert eine ukrainische Spezialeinheit tief in der Kursker Region. 14 russische Soldaten gefangen genommen, drei Offiziere darunter. Kein einziger Verlust. Kein Trommelwirbel, keine Selbstinszenierung. Einfach: Auftrag ausgeführt. Nächste Mission.

Das ist nicht irgendein Zwischenfall. Das ist ein Beispiel für eine neue Art, Krieg zu führen. Präzise. Beweglich. Technisch überragend. Mit einem klaren Ziel: Maximale Wirkung, minimale Opfer.

Der Krieg ist längst ein anderer

Die Ukraine kämpft nicht mehr wie im Februar 2022. Und schon gar nicht wie Russland. Während Putin noch immer glaubt, Krieg sei eine Frage von Panzerkolonnen und Schützengräben, hat Kiew längst umgestellt. Auf Drohnenteams, Spezialkräfte, taktische Fluidität. Kein Land in Europa – kein einziges – hat in zwei Jahren mehr über moderne Kriegsführung gelernt. Und kein Land hatte weniger Zeit dafür.

Russland kämpft den Krieg von gestern – und verliert ihn

Russland? Kämpft den Krieg von vorgestern.
In Moskau stehen mittlerweile Werber mit Klapptischen auf der Straße, um neue Soldaten zu finden. In Kursk kursieren immer neue Mythen von „unsichtbaren“ ukrainischen Gruppen, die kommen, zuschlagen, verschwinden. Und dann gibt’s da noch diese absurde Geschichte von der „Operation Труба“ – angeblich 15 Kilometer durch eine Gasröhre gekrochen, gefüllt mit Gas, einen Meter vierzig hoch. Niemand glaubt das mehr. Nicht mal die eigenen Telegram-Fans.

Das russische Militär hat kein Momentum. Kein Konzept. Kein Plan. Nur Masse. Und selbst die geht aus.

Und was machen wir?

Aber das wirklich Bittere ist: Während Russland militärisch kollabiert, wird im Westen über „Frieden“ verhandelt – und zwar nicht auf Augenhöhe, sondern über den Kopf der Ukraine hinweg.

Trump-nahe Kreise lassen mit Putin verhandeln, als wäre ukrainisches Territorium Verhandlungsmasse. Witkoff, Trumps alter Golf-Kumpel, soll Russland vier ukrainische Regionen anbieten. Cherson, Luhansk, Donezk, Saporischschja. Als Dankeschön fürs Mitmachen beim Friedensfoto. Und als wäre das nicht genug, diskutiert man in Washington auch noch, ob man das ukrainische Gastransitsystem übernehmen sollte – samt Gewinnen, bis die Ukraine brav alle Hilfsgelder zurückgezahlt hat. Plus 4 Prozent Zinsen jährlich. Aufbauhilfe nennen sie das.

Manche westliche „Realpolitiker“ fantasieren derweil von einer „Berlin-Lösung“ – mit Zonen, mit Pufferlinien, mit internationalen Truppen. Als wäre die Ukraine kein Land, sondern ein Sanierungsfall. Als ginge es nicht um Menschen, sondern um Flächen.

Das neue Prinzip: Wehrhafte Demokratie

Aber genau hier liegt der Punkt:
Die Ukraine ist nicht das Problem. Sie ist das Gegenmodell.

Sie zeigt, was passiert, wenn ein Land mit begrenzten Mitteln, aber maximalem Überlebenswillen, nicht nur kämpft, sondern lernt. Wenn es Fehler nicht vertuscht, sondern beseitigt. Wenn es Innovation nicht bremst, sondern zulässt.

Ukrainische Drohneneinheiten arbeiten mit Eigenentwicklungen. Nicht aus US-Waffenlagern, sondern aus Kellern, Werkstätten, Startups. Spezialkommandos greifen nicht im Blitzlicht an, sondern still. Dezentrale Kommandoebenen ermöglichen Tempo, das kein russisches Bataillon mitgeht. Und während Russland auf Masse setzt, setzt die Ukraine auf Wirkung.

Das ist nicht nur militärisch relevant. Das ist politisch eine Kampfansage.
An alle, die glauben, Demokratien seien zu schwerfällig für den Ernstfall.
An alle, die denken, Russland sei „zäh“ und „ausdauernd“, weil es Menschen verheizt.
An alle, die glauben, man könne diesen Krieg „einfrieren“, indem man die Ukraine ein bisschen zurechtschneidet.

Fazit: Die Ukraine ist nicht der Patient. Sie ist der Vorläufer.

Was die Ukraine zeigt, ist etwas anderes:
Wie eine Demokratie unter Beschuss wächst. Wie sie effizient wird. Wie sie standhält.
Nicht, weil sie perfekt ist. Sondern weil sie weiß, wofür sie kämpft. Und was sie verlieren würde, wenn sie aufgibt.

Wenn heute also irgendwo „Realpolitik“ diskutiert wird – ob in Brüssel, Berlin oder Mar-a-Lago – dann sollte man sich klar machen:
Wer Kiew zum Nachgeben drängt, verlängert den Krieg.
Wer auf Gasröhren und Deals schielt, untergräbt das, was die Ukraine gerade mühsam verteidigt: die Idee, dass sich Freiheit lohnt.

Die Ukraine ist nicht der Patient. Sie ist der Vorläufer.
Und wer glaubt, man könne aus dieser Geschichte aussteigen, ohne sie zu verstehen, der hat den Ernst der Lage nicht begriffen.

By Watchdog