Krivyi Rih: Eine Rakete auf einen Spielplatz

K

Hinweis der Redaktion: Der folgende Text stammt von einem ukrainischen Soldaten, der ihn unmittelbar nach einem russischen Raketenangriff auf ein Wohnviertel in Krivyi Rih verfasst hat. Ich habe ihn aus dem Ukrainischen übersetzt und redaktionell minimal angepasst – ohne den Ton zu glätten. Denn genau dieser Ton zeigt, was es heißt, wenn ein Land im 21. Jahrhundert gezielt mit Terror überzogen wird.

Dieser Beitrag ist keine Analyse, sondern ein Aufschrei. Eine Stimme aus dem Krieg, die deutlich macht, was viele im Westen nicht hören wollen: Dass „Verhandlungen“ mit Russland längst als Schwäche gelesen werden – und dass jeder Aufruf zum Frieden ohne Gerechtigkeit nur neue Opfer produziert.

Ich veröffentliche diesen Text, um ihn im deutschen Diskurs hörbar zu machen. Weil es nicht reicht, den Krieg zu beobachten. Man muss ihn verstehen.

Krivyi Rih. Ein Spielplatz. Eine Rakete.

Mitten ins Wohngebiet. Direkt neben einer Kinderschaukel. Kein Stromkasten, keine Militärbasis, kein Versehen. Eine ballistische Rakete trifft einen Wohnblock in Krivyi Rih. Die Szene: zerschlagene Balkone, ein Kinderwagen auf dem Asphalt, Eltern, die nicht mehr schreien. Denn da, wo gerade noch Leben war, ist nur noch Staub.

Für einen Moment steht alles still. Die Lunge weigert sich zu arbeiten. Der Kopf begreift nichts. Als hätte jemand auf „Pause“ gedrückt – nur dass niemand die Fernbedienung wiederfinden wird. Willkommen in einem Krieg, der längst keiner mehr ist. Sondern kalkulierter Terror.

Man sagt, Soldaten gewöhnen sich an alles. Stimmt fast. Man gewöhnt sich daran, dass man sterben kann. Jederzeit. Und man gewöhnt sich daran, zu töten. Ohne Hass. Ohne Pause. Man grüßt, aber verabschiedet sich nie. Nicht „bis später“, sondern gar nicht. Weil „später“ oft nicht kommt.

Und ja, wir haben das irgendwann akzeptiert. Manche freiwillig. Andere, weil es keine Wahl gab. Jeder hier trägt Uniform. Manche schießen. Andere liefern Munition, fliegen Drohnen, koordinieren Artillerie. Wir wissen, warum wir hier sind. Und wir wissen, worauf wir zielen.

Aber auf Kinder zielt hier niemand. Zumindest niemand, der sich Soldat nennt. Denn Zivilisten haben sich nicht für diesen Krieg entschieden. Sie haben keinen Eid geschworen. Sie haben keine Waffe, keinen Auftrag, keine Schuld. Wer das nicht unterscheiden kann, hat im Krieg nichts verloren.

Doch unser Gegner unterscheidet nicht. Er tötet gezielt. Er schickt Raketen auf Schulen, Krankenhäuser, Spielplätze – und lacht dabei in die Kamera. Nennt es „Demilitarisierung“. Nennt es „Verteidigung“. Nennt es „Strategie“. Wir nennen es, was es ist: Terror.

Diese Leute sind keine Soldaten. Keine Armee. Keine Menschen im eigentlichen Sinne. Sie funktionieren wie Maschinen – kalt, stumpf, ohne Gefühl. Sie töten nicht, weil sie müssen, sondern weil sie es können. Und weil niemand sie aufhält.

Und jetzt kommt der eigentliche Skandal: Dieser Angriff war keine Panne. Kein technischer Fehler. Kein durchgeknallter Kommandeur. Es war ein gezieltes, bewusst gesetztes Signal – genau in dem Moment, als in den USA wieder über „Frieden mit Russland“ geredet wird.

Donald Trump fordert „Waffenstillstand“. Sein Umfeld raunt schon von neuen Deals mit dem Kreml. Man will Putin „eine Chance geben“. Und Putin? Der antwortet mit einer Rakete auf einen Spielplatz. Kein Missverständnis. Kein Zufall. Sondern eine bewusste Machtdemonstration: Seht her, ich kann tun, was ich will.

Er hat euch nicht einfach ignoriert, Mr. Trump. Er hat euch benutzt. Als Fußabstreifer. Als Alibi für den nächsten Mord. Und das mit einem Grinsen, das um die halbe Welt geht.

Was wird jetzt aus dem „Deal-Maker“? Dem „starken Mann“, dem Verhandlungsprofi? Wird er sich die Schuhe putzen lassen mit ukrainischem Blut – und danach lächeln? Oder wird er merken, dass er gerade getestet wird? Nicht von uns. Von Putin. Von der Welt.

Denn alle schauen zu. Europa. China. Der globale Süden. Und auch wir. Alle fragen sich: Kann man den Präsidenten der mächtigsten Nation der Welt wie eine benutzte Serviette behandeln – und er kommt trotzdem zurück, um nochmal zu kuscheln?

Mr. Trump, geben Sie uns ein Signal. Und wenn nicht uns – dann wenigstens Ihrer eigenen Würde.

By Watchdog