Unterwasserkrieg: Wie Russland das Fundament westlicher Sicherheit angreift

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Verfasst von Watchdog

April 7, 2025

Es ist kein Schattenkrieg. Es ist Krieg. Er läuft längst – nur nicht an der Oberfläche. Kein Donnergrollen, kein Sirenengeheul. Sondern das lautlose Klicken eines Datenkabels in 300 Metern Tiefe. Das surrende Abtauchen einer Tauchdrohne. Und ein Sensor, der dort liegt, wo er nie liegen dürfte: auf den geheimen Routen britischer Atom-U-Boote.

Großbritannien steht im Fadenkreuz eines neuen Kriegsschauplatzes – und kaum jemand spricht darüber. Die Bedrohung kommt aus der Tiefe: Unsichtbar, präzise, methodisch. Seit Jahren mehren sich Hinweise auf russische Aktivitäten in britischen Gewässern. Sensoren, die plötzlich an Strände gespült werden. Objekte, die bei Routinepatrouillen entdeckt werden. Kein Hersteller, keine offizielle Herkunft. Aber die Platzierung ist kein Zufall: Entlang der Einsatzpfade der britischen Vanguard-U-Boote – jener lautlosen Träger nuklearer Abschreckung, von denen immer mindestens eines irgendwo im Nordatlantik patrouilliert. Unauffindbar, unbeobachtet. Eigentlich.

Wenn Russland in der Lage ist, ihre Position zu orten, dann ist das nicht nur ein Geheimdienstskandal. Es ist ein direkter Angriff auf die nukleare Abschreckungsarchitektur Westeuropas. Und damit auf das strategische Gleichgewicht der NATO.

Offiziell hält sich das britische Militär bedeckt. Kein Bildmaterial, keine exakten Fundorte, keine technischen Details. Aber investigative Recherchen renommierter britischer Medien zeichnen ein klares Bild: Was da am Meeresboden passiert, ist keine Zufälligkeit. Es ist systematisch. Und es ist geplant.

Im Zentrum der britischen Reaktion steht ein unscheinbares, aber hochspezialisiertes Schiff: die RFA Proteus. Ein ziviles Äußeres – doch an Bord ein Arsenal modernster Tiefseetechnik. Drohnen, Mini-U-Boote, Sonarplattformen, Tauchroboter, Sprengmittelabwehr, Sensorarrays. Die Proteus kann kritische Infrastruktur überwachen, kartieren und absichern – in Tiefen von mehreren hundert Metern. Sie ist das neue Auge der britischen Marine unterhalb der Oberfläche – 330 Tage im Jahr einsatzbereit.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Zahl verdächtiger Vorfälle auf See nimmt zu. Allein in den letzten Jahren wurden mehrere Unterseekabel beschädigt – in der Ostsee, im Nordatlantik, entlang strategischer Netzknotenpunkte. Gleichzeitig wurde ein russisches Spezialschiff regelmäßig über sensiblen Bereichen gesichtet – ein sogenanntes „Forschungsschiff“, dessen technische Ausrüstung exakt dafür ausgelegt ist, Tiefseekabel zu lokalisieren, auszulesen oder zu zerstören. An Bord: Manipulatorarme, Mini-U-Boote, Drohnen. Die Handschrift ist eindeutig.

Großbritannien ist verwundbar. Über 60 Unterseekabel verbinden das Land mit der Welt. Daten, Finanztransaktionen, sicherheitsrelevante Kommunikation – alles läuft durch diese dünnen, ungeschützten Adern. Hinzu kommt: Ein Fünftel der Stromversorgung stammt aus Offshore-Windparks. Auch sie: unter Wasser. Auch sie: potenzielle Ziele.

Ein koordinierter Angriff – kein einziger Schuss, kein einziges Flugzeug – und der komplette Datenaustausch, die Energieversorgung, das Finanzsystem wäre lahmgelegt. Ohne Warnung. Ohne offizielle Kriegserklärung.

Die britische Antwort darauf ist kein symbolischer Akt. Seit 2023 laufen massive Aufrüstungsprogramme für den Schutz unterseeischer Infrastruktur. Autonome Plattformen, neue Flottenmodule, gezielte Minenabwehr, Spezialdrohnen, strategische Sperrzonen. Eine ganze Armada an Technologien wird neu aufgebaut – gegen einen Feind, der längst dort operiert, wo kein Licht mehr hinfällt.

Die Behörden bestätigen inzwischen, dass nicht registrierte Objekte in britischen Gewässern gefunden wurden – außerhalb jeder bekannten Datenbank. Kein Fingerabdruck, kein Ursprungsnachweis. Aber genug, um Alarmstufe auszulösen. Ihre mutmaßliche Funktion: die Überwachung strategischer Routen der Vanguard-Flotte. Sollte das zutreffen, steht mehr auf dem Spiel als nationale Sicherheit. Es wäre ein Frontalangriff auf die Grundidee westlicher Abschreckung.

Die neue britische Regierung kündigte eine Aufstockung der Verteidigungsausgaben auf 2,5 % des BIP an. Ein Signal. Aber ob es reicht, ist fraglich. Denn dieser Krieg ist nicht angekündigt. Nicht offensichtlich. Nicht offiziell.

Er ist längst im Gange.
Tief unten.
Still.
Und tödlich.

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— Trollhunter

Quellen und Einordnung:

Die Informationen im Beitrag basieren auf Recherchen britischer Medien wie The Times, BBC und Sky News. Grundlage sind Interviews mit Marineoffizieren, Sicherheitsexperten und Insidern aus dem Verteidigungsbereich. Ergänzt wurde der Text durch öffentlich zugängliche Angaben zu den Programmen „Project Cetus“ und „Atlantic Bastion“ sowie dokumentierte Vorfälle rund um das russische Schiff Jantar und beschädigte Unterseekabel in der Ostsee. Alles sind öffentlich zugängliche, seriöse Quellen – zusammengeführt und systematisch eingeordnet.

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