Die nächste Kriegserklärung – Made in Moskau

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Verfasst von Watchdog

April 1, 2025

Bosnien und Herzegowina steht am Rand eines Abgrunds. Wieder. Dreißig Jahre nach dem letzten Krieg wird der Staat erneut von innen zerlegt – diesmal nicht durch panzerbrechende Granaten, sondern durch ein fein orchestriertes Szenario aus Separatismus, Desinformation und externer Einflussnahme. Und das alles mit russischem Know-how, serbischem Nationalpathos und europäischer Lethargie. Willkommen im neuesten Testlabor für die Zersetzung der Ordnung auf dem Kontinent.

Milorad Dodik, Präsident der sogenannten „Republik Srpska“, hat die nächste Eskalationsstufe gezündet. Das Regionalparlament hat Gesetze verabschiedet, die de facto eine Abspaltung einleiten: Missachtung staatlicher Gerichte, Aufbau eigener Geheimdienste, Grenzschutz, „Verfassung“, NGO-Überwachung – ganz nach dem Drehbuch aus Moskau. Wer hier noch an einen internen Verfassungskonflikt glaubt, sollte dringend die Nachrichtenlage der letzten zehn Jahre nachholen.

Am 26. Februar wurde Dodik wegen Missachtung internationaler Vorgaben verurteilt – ein Jahr Haft, sechs Jahre Ämtersperre. Und? Keine Reaktion. Weil die Sicherheitskräfte der RS ihm gehorchen, nicht dem Staat. Und weil das zentrale Bosnien zögert. Genau in diesem Schwebezustand beginnt der altbekannte Kreml-Mechanismus: Die Justiz wird delegitimiert, die Exekutive gespalten, das Chaos externalisiert.

Und Moskau liefert das Narrativ: „Verfolgte Serben“, „ungerechte Strukturen“, „notwendige Selbstverteidigung“. Das ist kein Zufall. Das ist die Krim-Schablone, neu koloriert mit serbischer Symbolik. Die „Republik Srpska“ soll das nächste eingefrorene Konfliktgebiet werden – ein Transnistrien mitten in Europa. Mit Polizei, Propaganda und Paramilitärs, aber ohne Anerkennung. Und mit maximaler Hebelwirkung gegen alles, was nach Westen strebt.

Wer glaubt, Dodik agiere allein, irrt. Der Rückhalt ist real. Ungarische „Beobachter“ in der RS? Wahrscheinlich Spezialkräfte. Die Unterstützung aus Belgrad? Offen. Im Sommer 2024 wurde mit der sogenannten „All-Serbischen Versammlung“ eine politische Bühne geschaffen, auf der der nationale Schulterschluss gefeiert wurde – über Staatsgrenzen hinweg. Ergebnis: Eine Resolution, die das „Recht“ der RS auf Rücknahme sämtlicher staatlicher Kompetenzen postuliert. Armee, Steuern, Polizei – inklusive stiller Drohung mit der Abspaltung.

Das ist nicht nur ein klarer Bruch der Dayton-Verträge, es ist ein Versuch, das Fundament des postjugoslawischen Friedens zu sprengen. Juristisch wertlos, politisch brandgefährlich. Denn Dodik stilisiert den offenen Verfassungsbruch zum Identitätsprojekt. Und der Präsident Serbiens gibt ihm den diplomatischen Segen.

Was hier entsteht, ist kein Streit um Kompetenzen. Es ist eine Generalprobe für die Zerschlagung eines Staates unter dem Schutzmantel ethnischer Interessen. Die Methode ist alt: Legitimiere die Eskalation mit „historischen Rechten“, erschaffe parallele Strukturen, warte auf die erste Schussabgabe – und dann behaupte, man verteidige sich nur.

Währenddessen: Europa schweigt. Man wartet, analysiert, fordert Deeskalation. Doch das Fenster schließt sich. Bald stehen sich Sicherheitskräfte gegenüber. Bald tauchen „unbekannte Bewaffnete“ auf – diesmal vielleicht mit serbischen, ungarischen oder russischen Pässen. Und die russischen Medien werden genau das senden, was sie immer senden: „Die Serben werden unterdrückt.“

Wer diesen Ablauf nicht erkennt, hat aus 2014 nichts gelernt. Wer glaubt, es handele sich um ein lokales Problem, übersieht die Systematik: Hier wird ein autoritärer Block gestärkt, ein geopolitisches Gegengewicht installiert und der Westen Stück für Stück zurückgedrängt. Während man noch „beobachtet“, schaffen andere Fakten. Während man auf den „richtigen Moment“ für Reaktion wartet, wird der nächste Krieg vorbereitet.

Der Ablauf ist vorhersehbar: erst der Versuch der Legitimierung über den UN-Sicherheitsrat, dann die „Unabhängigkeitserklärung“ der RS, gefolgt von der militärischen Absicherung durch „Selbstverteidigungskräfte“. Ergebnis: Ein eingefrorener Konflikt, der nie gelöst wird, aber jederzeit eskalieren kann. Die Frage ist nicht, ob. Die Frage ist: Wie viel Blut wird fließen, bis jemand reagiert?

Ein zweiter Kriegsschauplatz auf dem Kontinent ist mehr als nur ein sicherheitspolitisches Problem. Er ist eine Einladung an alle revisionistischen Kräfte, den nächsten Schritt zu wagen. Und er ist ein direkter Test: Wie viele rote Linien braucht es, bis eine verteidigt wird?

Die nächste europäische Eskalation hat bereits Ort, Name und politischen Fahrplan. Die Frage ist nur noch, wann jemand auf den Knopf drückt.

Und an alle, die beruflich dafür zuständig sind, genau das zu verhindern: Es läuft bereits. In aller Öffentlichkeit.

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— Trollhunter

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