Der Countdown läuft. Und Brüssel stellt sich dumm

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Verfasst von Watchdog

September 14, 2025

Putin ist Feind Nummer eins. Sagt der EU-Kommissar für Verteidigung. Nicht irgendein Twitter-Analyst, nicht irgendein ukrainischer Offizier, sondern ein verdammter EU-Kommissar. Und was passiert in Europa? Man zuckt mit den Schultern. Man diskutiert, ob der Typ wirklich Krieg gegen die EU will. Man stellt Fragen, als wäre das alles noch hypothetisch. Dabei hat Russland gerade Polen angegriffen – nicht aus Versehen, sondern als Testlauf. Das war kein Unfall. Das war eine Generalprobe.

Andrius Kubilius, Litauer, einer der wenigen in Brüssel mit klarem Kopf, sagt es offen: Russland testet, wie Europa reagiert. Und die Antwort lautet bisher: zögerlich, unkoordiniert, hoffnungsvoll naiv. Während Russland seine Drohnenstaffeln losschickt, diskutieren europäische Journalisten noch, ob Putin wohl einen „echten“ Krieg will – als ob die Realität nicht längst entschieden hätte.

Die Ukraine schießt 80 bis 90 Prozent der russischen Drohnen ab. Weil sie gelernt hat, wie moderner Krieg funktioniert. Weil sie keine Wahl hatte. Europa dagegen redet über Investitionszyklen und Schutzschilde, als wäre 2025 noch 2005. Kubilius spricht von einer „Anti-Drohnen-Mauer“, die entlang der östlichen Grenze gebaut werden soll – mit akustischen Sensoren, nicht mit Wunschdenken. Und ja, das ist ein europäisches Projekt, weil das hier ein europäischer Krieg ist. Auch wenn das in Berlin, Paris und Rom noch nicht alle geschnallt haben.

Die deutschen Geheimdienste sagen, Putin könnte in drei bis vier Jahren Artikel 5 der NATO testen. Drei bis vier Jahre. Das ist der Zeitraum, den Russland sich gibt, um sich auf einen echten Krieg mit der EU vorzubereiten. Und was macht Europa? Es träumt weiter vom Tod eines Einzelnen. Als ob ein vergifteter Diktator das Imperium aufhalten würde, das ihn hervorgebracht hat.

Die gefährlichste Lüge der westlichen Öffentlichkeit ist die Personalisierung des Bösen. Die Illusion, dass Putin das Problem sei – nicht Russland. Nicht die imperialistische Ideologie. Nicht der militärisch-industrielle Komplex in Moskau. Sondern nur „er“. Als ob mit einem Schuss oder einer Leberzirrhose alles vorbei wäre. Und das ist nicht nur naiv. Das ist brandgefährlich. Es ist der Mythos von 1945 in Neuauflage – als ob Hitler der Einzige war, der den Krieg wollte, und nicht ganz Deutschland dahinterstand.

Dasselbe Spiel läuft jetzt wieder. Die westlichen Demokratien glauben, sie könnten das Monster beruhigen, indem sie Zeit kaufen. Mehr Waffen für die Ukraine? Ja, aber langsam. Drohnenproduktion? Ja, aber erstmal evaluieren. Gemeinsame Armee? Irgendwann. Realistische Bedrohungseinschätzung? Lieber nicht, das könnte ja die Leute erschrecken.

Stattdessen reden sie von Friedensdividende, von diplomatischen Auswegen, von hypothetischen „Nach-Putin-Russlands“. Als ob Russland nicht längst Krieg führt. Als ob GPS-Störungen, Sabotage, Cyberattacken und gezielte Provokationen an der NATO-Grenze keine Kriegshandlungen wären. In Litauen wurden allein im August über 1000 Störaktionen russischer Herkunft registriert. In Brüssel nennt man das „Einzelfälle“. In Moskau nennt man das Vorbereitung.

Die Wahrheit ist bitter und wird seit Jahren ignoriert: Russland ist nicht ein Staat mit einem schlechten Anführer. Russland ist ein System. Eine Maschine. Eine post-sowjetische Reinkarnation des Faschismus – genährt von Imperialismus, Propaganda und Kriegsverherrlichung – und das mit Atomwaffen. Und diese Maschine läuft. Egal ob mit Putin oder nach ihm. Wer das nicht kapiert, ist blind für das, was kommt.

Kubilius nennt es beim Namen. Die Ukraine ist der Schutzschild Europas. Nicht irgendein Krisenstaat am Rand, sondern das verdammte Bollwerk. Alles, was heute in Charkiw zerstört wird, wird morgen in Lublin oder Dresden brennen, wenn dieser Krieg verloren geht. Wer heute nicht in die Verteidigung investiert, zahlt später den Preis – in Menschenleben.

Aber solange in Europa noch Entscheidungsträger an der Macht sind, die ernsthaft fragen: „Glauben Sie wirklich, dass Putin einen Krieg gegen Europa will?“, solange geht diese Show weiter. Diese Selbsthypnose. Dieses beschämende Déjà-vu einer Geschichte, die längst geschrieben ist. Wer 1939 „Wir wussten es nicht“ sagte, log. Wer 2029 „Wir waren nicht vorbereitet“ sagt, macht sich mitschuldig.

Denn Putin will keinen Frieden. Er will ein Europa, das sich selbst zerstört. Ein Europa, das zaudert, diskutiert, spaltet. Und genau das bekommt er gerade.

Der Krieg ist längst da. Europa tut so, als wäre er nur ein Gerücht – und das wird unser Untergang.

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— Trollhunter

Quellen und Einordnung:

as Interview mit dem EU-Kommissar für Verteidigung Andrius Kubilius erschien in der italienischen Zeitung La Repubblica und enthält eine der bislang deutlichsten Warnungen aus Brüssel: Russland ist laut EU-Behörden „Feind Nr. 1“, ein Angriff auf Europa innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre wird als realistisch eingeschätzt. Grundlage sind Geheimdienstinformationen aus Deutschland, Litauen und Polen.

Der Text basiert auf diesem Interview, ergänzt um die offene Analyse eines Problems, das in westlichen Hauptstädten lieber verdrängt wird:
Die größte Gefahr ist nicht Putin – sondern der Glaube, er allein sei das Problem.

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