Ziegelkrieg: Wie sich Russland die eigene Wirtschaft zubetoniert

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Verfasst von Watchdog

Oktober 15, 2025

Russland baut nicht mehr. Es gräbt sich ein. Und zwar nicht nur an der Front. Sondern wirtschaftlich, gesellschaftlich, systemisch. Das Land, das sich zwanzig Jahre lang über Öl, Beton und billige Hypotheken definiert hat, steht 2025 vor dem großen Bruch – angefangen beim Ziegel. Genau dem Ziegel, der mal für Aufbruch stand. Heute steht er für Stillstand, Ruin, Staatsversagen.

Die Produktion von Bauziegeln ist eingebrochen. 7,3 % Minus in einem Jahr, bis 2030 könnten es über 43 % sein. Was früher ein ganzes Land zubaute, liegt heute auf Halde. Und das nicht, weil keiner bauen darf – sondern weil keiner mehr will, kann oder glaubt, dass es sich lohnt. Der Ziegel war mal Massenware. Jetzt ist er Luxusgut fürs Billigbauen. Die Preise steigen, weil keiner mehr abnimmt. Die Nachfrage bricht weg, die Hersteller heben die Preise, um das Minus zu kaschieren – klassischer Tod auf Raten. Und während das passiert, steigen die Entwickler um: auf Styroporplatten, Papphäuser, Schnellbau-Dreck. Alles, was sich irgendwie zusammenklatschen lässt, solange’s billig ist. In einer normalen Wirtschaft nennt man das Effizienz. In Russland heißt das: Kapitulation.

Der Staat? Baut nur noch Bunker. Verteidigungslinien. Lagerhallen fürs Militär. Und hofft, dass niemand merkt, wie mickrig das alles ist. Die großen Projekte retten nichts – sie verschieben nur den Absturz. Und der ist längst im Gang. Große Baufirmen kaufen nur noch, was sie sofort verbauen. Keine Lagerhaltung mehr. Kein Vertrauen. Kein Plan. Die Werke stehen still, Arbeiter auf Kurzarbeit, ganze Linien werden eingemottet. Wer noch produziert, kämpft mit Dumpingpreisen – Gasbeton minus 40 %, Stahl minus 20 %. Und bald kommt die erste Pleitewelle. Wer Schulden hat, geht zuerst. Wer veraltete Technik fährt, fliegt raus. Wer keine Freunde im Kreml hat, sowieso.

Der Clou? Der Staat ist jetzt größter Ziegelkunde. Nicht, weil er bauen will. Sondern weil er Krieg spielt. Die Mauer, die da hochgezogen wird, ist keine Zukunft – sie ist Beton gewordene Angst. Verteidigungsanlagen, Schützengräben, Donbass-Simulationen. Alles finanziert aus dem letzten Rest Budget. Wenn das wegbricht, bricht alles. Die Menschen merken das. Sie kaufen Baumaterial nicht, weil sie bauen wollen – sondern weil sie Angst haben vor dem nächsten Steuerschock. Vor höherer Mehrwertsteuer. Vor Inflation. Vor dem Totalzusammenbruch. Das ist kein Markt. Das ist Endzeitwirtschaft.

Und die Folgen schlagen durch. Nicht nur auf dem Bau. Sondern überall. Die Branche zieht sechzehn andere mit: Metall, Chemie, Glas, Logistik, Banken, Bildung – alles hängt dran. Ein Ziegel weniger, vier Jobs weniger. Hunderttausend Bauarbeiter weniger? Macht vierhunderttausend Arbeitslose. Mindestens. Das System kollabiert nicht auf einmal. Es frisst sich durch. Schicht für Schicht. Lager für Lager. Tonne für Tonne. Und während der Ziegelpreis explodiert, stirbt die Hoffnung auf einen Kredit. Auf ein Dach. Auf irgendeine Zukunft. Wer 2025 in Russland Ziegel herstellt, weiß: Er baut nicht für Menschen. Er baut für Bunker. Und vielleicht noch für den nächsten Panzergraben.

Der Ziegel war mal Sicherheit. Heute ist er nur noch ein Beleg dafür, wie wenig Zukunft dieses Land noch hat. Und wie tief die Illusion gefallen ist. Wenn niemand mehr baut, hat auch niemand mehr vor zu bleiben. Dann geht’s nur noch ums Überleben. Und das bedeutet: weniger Jobs, weniger Energieverbrauch, weniger Transporte – und weniger Steuereinnahmen. Ein ganzer Sektor geht offline. Und zieht die halbe Volkswirtschaft mit sich. Die Zentralbank? Hält die Zinsen oben, um die Inflation zu drücken. Und killt damit gleichzeitig die Hypothek, die Bauindustrie, das Wachstum. Das ist kein Schutzmechanismus. Das ist eine staatlich verordnete Wirtschaftslähmung. Die Banken sitzen auf toten Krediten, die Baufirmen auf leerem Beton, die Regierung auf leeren Versprechen.

Russland produziert immer noch Ziegel. Aber keiner weiß mehr, warum. Die Öfen laufen leer, die Logistik ist zu teuer, die Lager voll. In Sibirien und im Fernen Osten stehen viele Werke schon still – einfach, weil die Fahrtkosten teurer sind als das Produkt selbst. Und in den Regionen, wo noch was geht – an der Front, im Süden, im Grenzgebiet – wird nicht für Menschen gebaut. Sondern für einen Krieg, der längst die Wirtschaft frisst, die ihn bezahlen soll. Das alles ist nicht neu. So fangen Systembrüche immer an. Spanien 2008. Türkei 2001. Erst stirbt der Bau. Dann stirbt das Vertrauen. Dann stirbt das Regime.

In Russland 2025 ist man bei Schritt zwei. Noch hält der Staat das Gerüst. Mit Gewalt, mit Bunkerbeton, mit Kriegswirtschaft. Aber irgendwann fällt selbst das. Und dann wird aus dem Ziegel ein Symbol. Nicht für Aufbruch. Sondern für Untergang. Du willst wissen, ob die Sanktionen wirken?

Schau auf den Ziegel. Und hör, wie er bricht.

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— Trollhunter

Quellen und Einordnung:

Die Daten stammen aus russischen Branchenanalysen, u. a. von Neo und SMPRO, ergänzt durch offizielle Zahlen zum Wohnungsbau und aktuelle Marktberichte aus 2025. Die Faktenlage ist eindeutig: Der Bausektor verliert massiv an Substanz – und mit ihm die Illusion von Stabilität im Inneren.

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