Zum ersten Mal seit dem Koreakrieg schickt Nordkorea reguläre Soldaten ins Ausland – nicht für ein globales Ziel, nicht für das eigene Land, sondern als Leihgabe an Wladimir Putin. In der russischen Grenzregion Kursk kämpfen seit über einem Jahr Truppen der nordkoreanischen Volksarmee an der Seite russischer Einheiten – mit verheerenden Folgen. Mehr als 5000 Verluste, davon rund 1700 Tote, meldet der britische Geheimdienst für das Frühjahr 2025. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Was wie ein stilles Detail aus einem fernen Nebenschauplatz klingt, ist in Wahrheit ein militärisches, politisches und propagandistisches Desaster in Echtzeit – für Pjöngjang, für Moskau und für all jene, die glauben, man könne westliche Technologie und ukrainische Taktik mit fanatischem Gehorsam übertrumpfen.
Vom Mythos zur Massengrabrealität
Nordkoreas Soldat – in der internationalen Fantasie ist das der Inbegriff der Disziplin: durchtrainiert, gehorsam, opferbereit. Ein Kämpfer, der nicht hinterfragt, nicht weicht, nicht denkt – nur folgt. Jahrzehntelang hat das Regime in Pjöngjang diesen Mythos kultiviert: Die „unbesiegbare“ Armee, die jeden Gegner mit eiserner Entschlossenheit niederwirft.
Die Realität? In Kursk marschieren diese Soldaten auf offenem Gelände gegen befestigte ukrainische Stellungen – zu Fuß, ohne Luftdeckung, ohne moderne Kommunikation. Eine Taktik, die im Jahr 1952 vielleicht funktioniert hätte. 2025 bedeutet sie den Tod. Ganze Kompanien wurden von FPV-Drohnen, präziser Artillerie und moderner Aufklärungstechnologie ausgelöscht, noch bevor sie die erste Deckung erreicht hatten.
Warum Nordkoreas Soldaten in Russland sterben
Der Einsatz ist kein Zufall und kein humanitärer Reflex. Kim Jong Un zahlt Schulden: Für Putins Waffen, für Technologie, für den Schwarzhandel, der Nordkoreas Wirtschaft am Leben hält. Im Gegenzug liefert er nun nicht nur Munition, sondern auch Menschen. 11.000 nordkoreanische Soldaten wurden bisher ins Kriegsgebiet verlegt – später folgten noch 3000 weitere. Laut westlichen Geheimdiensten ist ein Drittel dieses Kontingents inzwischen kampfunfähig – tot oder schwer verletzt.
Putin nimmt das dankend an. Denn seine eigenen Verluste sind längst nicht mehr kompensierbar. Die nordkoreanische Truppe fungiert dabei als billige Lückenfüller – nicht wegen ihrer Fähigkeiten, sondern weil sie verfügbar ist. Doch selbst das funktioniert nicht: Ihre Einsätze blieben militärisch bedeutungslos. Die ukrainischen Rückzüge im Sommer 2024 hatten nichts mit Kims Einheiten zu tun – die waren noch nicht einmal in der Nähe.
Warum sie nicht in die Ukraine dürfen
Offiziell operieren die nordkoreanischen Truppen nur auf russischem Boden. Das ist kein Zufall – sondern politisches Kalkül. Ein Vorstoß auf ukrainisches Gebiet wäre völkerrechtlich brisant: Die Präsenz einer ausländischen Armee im aktiven Kriegseinsatz würde eine offene Kriegsbeteiligung Nordkoreas bedeuten – mit unkalkulierbaren Folgen. Putin kann sich diese Eskalation nicht leisten. Kim erst recht nicht.
Und so sterben seine Soldaten auf russischem Boden – weitgehend unbeachtet, aber nicht unbemerkt. Denn der Westen schaut genau hin. Analysten in Seoul und Washington nutzen die Gelegenheit, um die Kampfkraft nordkoreanischer Truppen real zu evaluieren. Zum ersten Mal in der Geschichte – und mit Ergebnissen, die für Pjöngjang vernichtend ausfallen.
Das Ende einer Illusion
Die internationale Öffentlichkeit sieht jetzt, was Kim Jong Un seit Jahrzehnten zu verschleiern versucht: Seine Armee ist kein Hightech-Monster – sondern ein Relikt. Ohne Drohnenabwehr, ohne digitale Führungssysteme, ohne taktische Flexibilität. Und gegen eine hochmobile, technologisch überlegene Armee wie die ukrainische hat sie schlicht keine Chance. Fanatismus ersetzt keine Logistik. Und Disziplin allein überlebt keinen Algorithmus.
Fazit: Exportiertes Scheitern
Während westliche Regierungen neue Hilfspakete für die Ukraine vorbereiten, sammelt Nordkorea die Leichensäcke seiner besten Männer aus der russischen Steppe. Gleichzeitig versucht Kim, den Schaden zu kaschieren – denn sein einziger verbliebener Partner, Putin, wirkt zunehmend wie ein Kriegsherr, dessen Armee auf ausländische Söldner angewiesen ist, um überhaupt noch Frontlinien zu halten.
Die Geschichte der nordkoreanischen Verluste in Kursk ist nicht nur ein weiteres Kapitel in Putins gescheitertem Eroberungskrieg – sie ist ein Beweis dafür, dass Mythen keine Drohnen aufhalten. Und dass eine Armee, die sich nicht anpasst, in einem modernen Krieg nicht kämpft – sondern stirbt.