Die neuen Kommandos kommen nicht mit Fallschirmen. Sondern im Reisebus

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Verfasst von Watchdog

August 6, 2025

Wer lernen will, wie man eine Demokratie zersetzt, geht nicht mehr nach Moskau. Sondern nach Serbien. Moldawier, angeworben von russlandfreundlichen Oligarchen, trainieren dort in stillgelegten Sportlagern, wie man Proteste inszeniert, Polizei provoziert und mit Drohnen operiert. 300 Dollar für zehn Tage – Revolutionsgrundkurs inklusive. Das Drehbuch kommt aus Russland. Der Testlauf hieß Moldawien. Und das Ziel heißt Europa.

Die Tarnung ist schmutzig schlicht: Sport, Kameradschaft, angeblich Zivilschutz. In Wahrheit: paramilitärischer Drill mit Wagner-Ausbildern, finanziert über bekannte Kanäle. Ilan Schor, Anatolij Prisenko – alte Namen, neues Geschäft. Kein Putsch mehr mit Uniform. Sondern ein Protest, der wie Volkszorn aussieht, aber auf Bestellung kommt. Eskalation zum Mitnehmen. So billig, dass es nicht mal auffällt. Ein Bus, ein paar Fahnen, ein Telegram-Kanal – und eine Hauptstadt steht.

Als der Plan in Moldawien aufflog, waren über hundert Beteiligte bereits einsatzbereit. Einige mit „Training“ in Bosnien, andere mit dem Komplettpaket in Serbien. Vor Ort: russische Koordinatoren, lokale Kriminelle, Ex-Veteranen aus den Balkankriegen. Die perfekte Mischung aus Nationalismus, Frust und Bargeld. Keine Einzelaktion. Das war ein Systemtest.

Russland nutzt den Balkan als Generalprobe. Schon 2016 versuchte der GRU einen Putsch in Montenegro – direkt vor dem NATO-Beitritt. Ziel: Premier stürzen, Parlament stürmen, Moskaus Mann installieren. Hat nicht geklappt. Aber das Modell blieb. Heute heißt das nicht mehr „Staatsstreich“. Heute heißt das „Bürgerprotest“.

Und Europa? Nickt. Beobachtet. Versteht – nichts. Weil man Proteste lieber für echt hält. Weil man den Gedanken verdrängt, dass Aktivisten zuweilen auf Gehaltslisten stehen. Weil man glaubt, hybride Kriegsführung beginne mit Cyberangriffen. Dabei beginnt sie längst mit einem Banner auf dem Marktplatz.

Der „Humanitäre Stützpunkt“ im serbischen Niš ist kein Hilfszentrum. Er ist Moskaus Logistikdrehscheibe für Unruhe. Tarnkisten, Diplomatenstatus, Nachtwölfe als Kuriere. In Kosovo wurden Lieferungen dokumentiert, deren Inhalt später auf Demos auftauchte – in den Händen serbischer Nationalisten, mit dem richtigen Symbol zur richtigen Zeit. Russland liefert keine Waffen. Russland liefert Wirkung.

Weil es kann. Weil Serbien russlandfreundlich bleibt. Weil Republika Srpska von einem Putin-Mann geführt wird. Weil niemand dagegenarbeitet. Es braucht keine Mehrheit. Nur ein paar Hundert, die wissen, wann sie loslaufen. Der Rest ist Kameraeinstellung. Wenn’s funktioniert, ist es Volkszorn. Wenn nicht, war’s ein Sportevent. Und wenn’s einschlägt – dann ist wieder ein Land ausgeschaltet, ohne dass ein einziger Schuss fiel.

Das Muster ist banal: Wer Richtung NATO oder EU will, bekommt hausgemachten Terror. Nicht immer erfolgreich. Aber oft genug, um jede Regierung ins Wanken zu bringen. Russland muss nicht gewinnen. Russland reicht es, wenn du Angst bekommst. Vor dem nächsten Schritt. Vor dem eigenen Volk. Vor dem, was aussieht wie Demokratie – aber keiner mehr kontrollieren kann.

Die Methode ist industriell: Erst Trainingslager im Hinterland. Dann Protestmodule vor Ort. Dann der große Knall. Lokale Unzufriedenheit wird kanalisiert, dramatisiert, eskaliert – und niemand weiß mehr, wer da eigentlich steht. Vielleicht echt. Vielleicht gekauft. Vielleicht beides. Wenn’s brennt, zählt nicht mehr, wer angefangen hat – sondern wer zuletzt übrig bleibt.

Die EU hat kein Gegenmittel. Nur Erklärungen. Man wird sagen, das seien Einzelfälle. Und wenn’s brennt, wieder nach Brüssel rufen. Natürlich. Währenddessen testet Moskau längst die nächste Protestvariante. Vielleicht mit Studenten. Vielleicht mit Migranten. Vielleicht mit denen, die sich eh schon vergessen fühlen. Hauptsache, es sieht glaubwürdig aus. Hauptsache, es wirkt von innen.

Was der Kreml auf dem Balkan baut, ist keine Strategie für Serbien. Es ist eine Methode für jede europäische Gesellschaft, die noch glaubt, dass Protest per Definition progressiv ist. Die noch denkt, dass Radikalisierung nur von innen kommt. Die noch hofft, dass das nächste Chaos irgendwie demokratisch ist.

Und wenn der Rauch sich legt, sitzt kein General im Präsidentenpalast. Nur ein Mann mit Wahlplakat, der vorher sehr genau wusste, wen er fragen muss.

Europa wird nicht überrollt. Es wird weichgekocht.

Und wenn es dann wieder heißt: „Niemand hat es kommen sehen“ –
dann steht da jemand. Mit Plan. Und Kassenzettel.

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— Trollhunter

Quellen und Einordnung:

Der Beitrag stützt sich auf eine Analyse der Jamestown Foundation vom 1. August 2025 mit dem Titel „Balkan Training Camps Reflect Moscow’s Expanding Definition of War“. Grundlage des Berichts ist eine gemeinsame Recherche des Balkan Investigative Reporting Network (BIRN) und des moldawischen Mediums CU SENS. Diese dokumentiert, dass Russland in Serbien und der Republika Srpska paramilitärische Trainingslager eingerichtet hat, in denen moldawische Staatsbürger im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 2024 in Techniken zur gezielten Destabilisierung geschult wurden. Die Jamestown Foundation ordnet diese Vorgänge in eine langfristige Strategie ein, bei der Moskau nichtmilitärische Mittel – darunter Proteststeuerung, Einflussoperationen und verdeckte Logistik – systematisch als Instrument außenpolitischer Einflussnahme nutzt.

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