Juni 15, 2025

Es ist wieder so weit: Irgendwo zwischen Latte Macchiato und Sicherheitspolitik ist in Deutschland eine neue Eingebung geboren worden. Ein Manifest, versteht sich. Mahnend. Besorgt. Verständigungsbereit.

Die Welt sei aus dem Gleichgewicht, heißt es da. Man müsse abrüsten, wieder ins Gespräch kommen, „den Dialog suchen“. Klingt schön. Sieht gut aus in der Tagesschau. Und macht sich fantastisch im politischen Nachruf.

Was nicht drinsteht: Dass während diese Sätze verfasst wurden, in Charkiw wieder Kinder unter Trümmern lagen.
Und dass in der Ukraine längst niemand mehr an Gespräche mit Tätern glaubt.

Aber das interessiert im Berliner Altbau mit Ostblick auf die Geschichte niemanden. Dort träumt man sich zurück in eine Welt, in der Entspannungspolitik noch nicht als Einladung zum Angriff missbraucht wurde.

Die Idee, dass man einfach nur „verhandeln“ muss, um Frieden zu bekommen, ist nicht naiv. Sie ist gefährlich.

Sie basiert auf einem Missverständnis: Dass der Gegner überhaupt verhandeln will. Dass er an Kompromiss interessiert ist. Dass er in Kategorien denkt, die mit unserer politischen Kultur kompatibel sind.

Tut er nicht.

Der Gegner will nicht Sicherheit, sondern Kontrolle. Nicht Gleichgewicht, sondern Gehorsam. Wer das nicht begriffen hat, soll bitte keine Manifeste mehr schreiben.

„Nicht eskalieren“, sagen sie. Als ob dieser Krieg durch Eskalation entstanden wäre.

Die Wahrheit ist: Eskaliert wurde dort, wo man dachte, man müsse aus Rücksicht keine Grenzen ziehen. In Georgien. In Syrien. Auf der Krim. In Donezk.

Jedes Mal haben wir weggeguckt. Jedes Mal haben wir gesagt: „Bloß nicht provozieren.“ Und jedes Mal hat es mehr Tote gebracht.

Jetzt, 2025, erklären uns dieselben Leute, man müsse mit Moskau wieder ins Gespräch kommen. Als ob da jemand wartet, mit gutem Willen und offenem Ohr.

Was da wirklich wartet, ist eine Regierung, die systematisch zivile Infrastruktur bombardiert. Die mit Gewalt droht, um Land zu stehlen. Die Kinder aus Schulen verschleppt und Propagandacamps daraus macht.

Aber klar: reden hilft.

Vor allem, wenn man selbst nichts riskiert. Wenn man die Raketen nicht hört. Wenn man die Massengräber nicht aushebt. Wenn man morgens aufwacht und die größte Gefahr der Tagesthemenkommentar ist.

Man kann sich diesen Frieden nur leisten, wenn man ihn nicht verteidigen muss.

Das ist der große Bluff.

Denn echte Sicherheit basiert nicht auf Absichtserklärungen. Sie basiert auf Klarheit. Auf Konsequenz. Und ja – auf Stärke.

Nicht, weil wir Krieg wollen. Sondern weil wir verstanden haben, dass ihn andere längst führen.

Die Ukraine braucht keine Appelle. Sie braucht Rückhalt. Und keinen Dialog mit einem Regime, das ihr Existenzrecht leugnet.

Wer glaubt, man könne sich aus diesem Krieg herausmoderieren, hat nichts gelernt.
Oder schlimmer: Er hat gelernt, dass er selbst nie betroffen sein wird.

Frieden ist nicht das Ergebnis von Gesprächen. Frieden ist das Ergebnis von Widerstand. Von Abschreckung. Von der Fähigkeit, dem Feind klarzumachen: Weitergehen kostet dich alles.

Das ist keine Drohung. Das ist das letzte Mittel, wenn alles andere versagt hat. Und genau da stehen wir.

Wer das nicht sehen will, sollte sich zumindest den Anschein politischer Verantwortung sparen – und keine Briefe an einen Gegner schreiben, der gerade Europa mit Marschflugkörpern vermisst.

Verständigung? Gern.
Nach dem Rückzug. Nach der Verantwortung. Nach der Strafe.

Aber nicht zwischen Tür und Massengrab.

Willkommen in der Realität.


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— Trollhunter

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