Russland verhandelt nicht. Es tut nur so. Seit Sowjetzeiten sind Gespräche für Moskau kein Versuch der Einigung, sondern ein Werkzeug der Zermürbung – eine Operation unter falscher Flagge. Das Prinzip stammt aus den Lehrbüchern des KGB: kontrollierte Simulation. Drei Zutaten genügen – Erschöpfung, Zeitkontrolle, Verantwortungslosigkeit. Wer die Zeit beherrscht, beherrscht das Ergebnis. Russland weiß das. Es unterschreibt nichts, es zieht.
Wichtig ist nicht, was beschlossen wird, sondern wann. Wer verzögert, gewinnt. Deshalb zieht der Kreml jeden Prozess endlos in die Länge. Jede Pause ist ein Schlag. Jede „technische Abstimmung“ ein Trick. Jede „Konsultation“ eine Finte. Während der Gegner an Fortschritt glaubt, nutzt Moskau die Pause – für Waffen, Propaganda, neue Spielräume. Diese sogenannten Friedensinitiativen sind Tarnkappen. Russland ersetzt Bewegung durch die Imitation von Bewegung – und der Westen klatscht Beifall.
Die Sprache bleibt immer dieselbe: „Wir nähern uns an“, „es braucht Zeit“, „unsere Juristen prüfen das“. Klingt höflich. Ist Kriegstaktik. Und die Schlagzeilen? „Fortschritte“, „Vertrauensaufbau“, „laufende Gespräche“. In Wahrheit läuft nur die Uhr – für Moskau. Das Muster ist alt: drei Schritte zurück, einer vor, Pause, neue Bedingungen, Wiederholung. Erst Hoffnung, dann Rückzug, dann Mini-Kompromiss, dann Papierflut, dann Funkstille. Eine Woche später: „neue Umstände“. Alles wieder von vorn. Kein Chaos. Plan. Der Westen nennt es Verhandlung. Russland nennt es Kontrolle.
Ein Klassiker: der Verhandler ohne Macht. Er redet, erklärt, bittet um Pausen, „stimmt sich ab“. Aber er darf nichts. Gar nichts. Nur reden, nur Zeit fressen, nur Legitimität simulieren. So läuft es seit Minsk, seit Syrien, seit immer. Russland weiß: Wer müde ist, gibt nach. Also bremst es, wenn der Gegner eilt. Es hetzt, wenn der Gegner ruht. Es streut Nebel, wenn der Gegner Klarheit will. Ziel: dich so lange ausbluten, bis du selbst den Kompromiss vorschlägst, den Moskau wollte.
Und wenn gar nichts mehr geht, kommt der „kontrollierte Zufall“: ein neues Gesetz, ein Zwischenfall, eine Fronteskalation. Ein Vorwand, der alles stoppt – und die Schuld verschiebt. Verantwortungslosigkeit als Kunstform. Das funktioniert, weil der Westen noch an den Mythos glaubt: Wer sitzt, verhandelt. Wer redet, will Frieden. Falsch. Russland redet, um Zeit zu stehlen. Es inszeniert Prozess, um Ergebnis zu verhindern.
Dann folgt der Trick mit der Zukunft: „zukünftige Fortschritte“, „nächster Rahmen“, „kommende Runde“. Alles leere Worte. Russland gibt nichts. Es spielt nur mit Wahrnehmung. Denn für Moskau sind Verhandlungen Waffenstillstände im Informationskrieg. Zeit für Drohnen, Granaten, neue Narrative. Jede Pause ist ein Aufladevorgang – ökonomisch, militärisch, propagandistisch.
Die Wahrheit ist brutal: Russland nutzt Gespräche nicht, um Kriege zu beenden, sondern um sie vorzubereiten. Jede Runde ist eine Pause vor dem nächsten Angriff. Jeder Prozess eine Atempause für neue Gewalt. Und heute? Wieder dieselbe Show: ein Unterhändler ohne Macht, künstlicher Medienlärm, „technische Klärungen“, Pausen, neue Forderungen – und der Spin: Die Ukraine blockiert den Frieden.
Aber der Frieden, den Russland meint, heißt Kapitulation. Verhandlungen mit Moskau bedeuten keinen Frieden. Sie bedeuten Aufschub – für Moskau. Jede Minute am Tisch ist ein Tag mehr für neue Bomben. Wer also fordert, man müsse endlich wieder reden, fordert in Wahrheit: Russland soll noch ein bisschen mehr Zeit bekommen.
Für neue Waffen. Neue Lügen. Neue Kriege.
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— Trollhunter
Quellen und Einordnung:
Der Text basiert auf dokumentierten KGB-Strategien zur Verhandlungsführung sowie aktuellen Beobachtungen aus den diplomatischen Prozessen rund um Syrien, Minsk I/II und die laufenden Friedensinitiativen gegenüber Russland.
Er verbindet historische Taktikmuster mit gegenwärtigen Mechanismen russischer Einflussoperationen in Europa.



