Russlands Krieg und Deutschlands letzte Prüfung: Warum wir endlich Verantwortung begreifen müssen

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Deutschland steht an einem historischen Scheideweg. Seit Jahrzehnten ringt das Land mit seiner eigenen Vergangenheit, mit Schuld, Verantwortung und der Frage, wie man mit einem Erbe umgeht, das die Welt für immer verändert hat.

Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus hat Deutschland geformt – politisch, gesellschaftlich, moralisch. Doch sie ist nie wirklich abgeschlossen worden. Stattdessen hängt bis heute ein Schatten über dem Land, ein diffuses Gefühl, das sich in ständiger Selbsthinterfragung und übermäßiger Vorsicht äußert.

Jetzt, in der Konfrontation mit dem imperialistischen Krieg Russlands gegen die Ukraine, haben die Deutschen die letzte Chance, sich dieser ungelösten Vergangenheit endgültig zu stellen – und sich davon zu befreien.

Denn die Parallelen zwischen Nazi-Deutschland und dem heutigen Russland sind zu offensichtlich, um sie weiter zu ignorieren. Und das bedeutet: Auch die Frage der Verantwortung der russischen Bevölkerung darf nicht länger umgangen werden.

Deutschland – das Land, das wie kein anderes erfahren hat, was kollektive Schuld bedeutet – muss jetzt klar Stellung beziehen. Nicht nur für die Ukraine, sondern für sich selbst.

Indem wir uns der Wahrheit über Russland stellen, vollenden wir endlich den Prozess, den wir 1945 begonnen haben.

Die unbequeme Wahrheit: Die Russen sind nicht nur Opfer

Seit Beginn des Krieges gibt es eine massive Debatte darüber, ob die russische Bevölkerung für das Handeln ihrer Regierung mitverantwortlich ist. Die Stimmen, die versuchen, diese Verantwortung kleinzureden, sind laut:

  • „Die Russen können nichts dafür.“
  • „Sie werden nur manipuliert.“
  • „Es gibt keinen Widerstand, weil sie Angst haben.“

Diese Argumente erinnern fatal an die Nachkriegszeit in Deutschland, als Millionen behaupteten, sie hätten von nichts gewusst, sie seien nur Mitläufer gewesen, sie hätten keine Wahl gehabt.

Doch genau wie damals in Deutschland ist auch heute in Russland die Wahrheit eine andere.

Eine Diktatur kann nur funktionieren, wenn eine breite Mehrheit sie unterstützt oder duldet. Und die Russen dulden nicht nur – sie jubeln mit.

  • Sie gehen zu Propagandaveranstaltungen.
  • Sie malen Kriegssymbole auf ihre Autos.
  • Sie feiern Gräueltaten in sozialen Netzwerken.
  • Sie melden sich freiwillig zum Kämpfen.

Ja, es gibt Repression. Aber es gibt auch massive Zustimmung.

Wer wirklich will, findet Informationen. Wer wirklich Widerstand leisten will, findet Wege. Doch die meisten tun es nicht.

Die russische Bevölkerung ist nicht nur ein Opfer – sie ist Mittäter.
Und wer das leugnet oder relativiert, dient direkt russischen Interessen.

Propaganda als Waffe: Wie Russland den Westen manipuliert

Diese gefährliche Verharmlosung ist kein Zufall. Sie ist Teil einer gezielten Strategie, mit der Russland den Westen systematisch schwächt.

Russische Propaganda im Westen ist nicht laut, nicht offensichtlich. Sie ist subtil, clever, perfide. Sie arbeitet nicht mit Lügen, sondern mit Zweifeln. Mit Relativierungen. Mit Ablenkung.

Ziel ist es nicht, den Westen zu überzeugen, dass Russland recht hat. Ziel ist, den Westen handlungsunfähig zu machen.

Wer heute sagt: „Die russische Bevölkerung ist unschuldig“, trägt dazu bei, dass:

  • Sanktionen gelockert werden,
  • Waffenlieferungen verzögert werden,
  • „Friedensgespräche“ gefordert werden, die in Wahrheit Kapitulation bedeuten.

Diese Manipulation ist eine Kriegsstrategie. Und Deutschland fällt darauf herein.

Warum? Weil es eine besondere Schwachstelle hat: die Angst, zu moralisieren. Die Angst, „den Zeigefinger zu erheben“, „zu hart zu urteilen“.

Genau diese Angst macht Deutschland zum idealen Ziel für russische Einflussnahme.

Die Folge? Schweigen. Relativieren. Zögern.

Schon 2014 – nach der Krim-Annexion – wurden dieselben Parolen gestreut: „Russland wurde provoziert“, „Die Ukraine ist korrupt“, „Der Westen hat Russland gedemütigt“. Ergebnis? Zögern, Abwarten – und dann Krieg.

Jetzt passiert das Gleiche. Wenn Deutschland wieder zögert, wird der nächste Krieg nicht lange auf sich warten lassen.

Deutschland, Russland und die unbewältigte Vergangenheit

Warum fällt es gerade Deutschland so schwer, klare Worte für Russland zu finden?

Weil die eigene Vergangenheit noch nicht abgeschlossen ist.

Deutschland wurde nach 1945 zum Vorbild für Aufarbeitung – aber nur auf staatlicher Ebene. Die Rolle der Gesellschaft blieb unterbeleuchtet. Millionen Mitläufer wurden nicht konsequent konfrontiert.

Was ist mit denen, die zugesehen haben? Mitgemacht? Geschwiegen? Die ihre Stimme hätten erheben können – aber es nicht taten?

Diese Frage blieb eine offene Wunde. Und genau deshalb tun sich viele Deutsche so schwer, diese Verantwortung heute auf Russland zu übertragen.

Weil sie wissen, was es bedeutet, eine Gesellschaft verantwortlich zu machen.

Doch genau darin liegt die Chance: Wenn Deutschland heute ausspricht, was offensichtlich ist – dass Russlands Verbrechen von seiner Gesellschaft getragen werden –, dann vollendet es die Lehre aus 1945.

Dann ist das keine Schuldzuweisung – sondern eine historische Konsequenz.

Die letzte Prüfung: Deutschland muss jetzt Haltung zeigen

Jetzt ist der Moment, zu handeln. Nicht später. Nicht irgendwann. Jetzt.

Deutschland hat die Chance, seine Geschichte nicht nur aufzuarbeiten, sondern zu vollenden – durch konsequente Haltung:

  • Keine Ausreden mehr für die russische Bevölkerung.
  • Keine Relativierungen russischer Schuld.
  • Keine Toleranz für russische Propaganda.

Das heißt:

  • Sanktionen verschärfen – nicht lockern.
  • Waffen liefern – nicht diskutieren.
  • Die Ukraine unterstützen – kompromisslos.

Wer sich heute als „neutral“ ausgibt, wer immer noch von „den armen Russen“ spricht, wer auf „die nächste Generation“ hofft – der verlängert den Krieg. Der ist nicht neutral – der dient russischen Interessen.

Deutschland steht vor seiner letzten Prüfung.

Besteht es sie, kann es seine Vergangenheit endlich hinter sich lassen.
Versagt es, wird es für immer in seiner Unentschlossenheit gefangen bleiben.

Historische Bilder: Deutschland nach 1945 (Spiegel Online)

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