Russland wollte in Afrika das große Spiel spielen. Antiwestliche Erlöser-Show, Sicherheitsgarantie mit Kalaschnikow, Befreiung vom Kolonialtrauma. Stattdessen sitzt es jetzt nackt auf dem Präsentierteller: mit abgetrennten Leichenteilen, Folterkellern, verschwundenen Zivilisten – und Frankreich reicht das Besteck.
Was da gerade passiert, ist keine Reportage. Es ist eine Operation. Frankreich zerlegt die russische Präsenz in Afrika nicht mit Truppen, sondern mit Berichten, Satellitenbildern und Aufnahmen aus der Hölle. Und das Timing? Klinisch. Genau in dem Moment, als Moskau versucht, „Wagner“ unter neuem Namen weiterzuführen, schlägt Paris zu. Keine Warnung. Kein Kommentar. Nur ein perfekt gesetzter Flächenbrand aus Dokus, Zeugenaussagen und juristischen Dossiers. Willkommen in der Oberliga der Informationskriegsführung.
Seit 2021 arbeiten russische Söldner in Mali – zuerst unter dem Etikett „Wagner“, inzwischen als „African Corps“. Was sie dort tun, ist kein Geheimnis mehr: Fulbe-Dörfer werden gestürmt, Männer exekutiert, Frauen verschwinden, Körper verstümmelt, und irgendwer hält die Kamera drauf.
Die Videos tauchen auf Telegram auf. In ihnen: Männer in Uniformen, Leichen in Einzelteilen, Witze über Menschenfleisch, Elektroschocks an Gefesselten, Gruppenfotos mit zerstückelten Zivilisten. Und das Ganze unterlegt mit russischer Propagandaästhetik: Söldner als Helden, Blut als Beweis von Stärke, Mord als viraler Content. Es ist nicht einmal subtil. Es ist der Versuch, Angst zu exportieren – mit USB-Stick.
Blöd nur, dass diesmal jemand zuschaut. Und mitschreibt. Die University of California in Berkeley liefert im Juni 2025 einen Bericht an den Internationalen Strafgerichtshof. Titel: Beweise für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Inhalt: Massenexekutionen, Folter, systematisches Verschwindenlassen, Lagerstrukturen auf alten UN-Basen, sexuelle Gewalt, Zerstückelung, Andeutungen von Kannibalismus.
Alles dokumentiert, alles belegt, alles gerichtsfest. Und plötzlich hat Moskau ein Problem: Die Bilder, mit denen man Afrika beeindrucken wollte, taugen jetzt als Beweismittel für Den Haag.
Frankreich? Schweigt nicht. Frankreich veröffentlicht. Im Verbund mit Le Monde, France 24, AFP und Forbidden Stories wird die Bühne eröffnet. Afrika sieht es zuerst. Dann Europa. Dann der Rest der Welt.
Und was alle sehen, ist nicht mehr der russische Befreier. Es ist der russische Lagerverwalter. Der Henker im Tropenhelm. Der Kannibale mit Stützpunkt.
Was Frankreich da macht, ist kein PR-Stunt. Es ist eine systematische Umcodierung des russischen Images in Afrika – mit chirurgischer Kälte. Erst die Doku. Dann der Bericht. Dann die Zeugenaussagen. Und dann die juristische Deutung: Was ihr hier seht, ist kein Sicherheitsabkommen. Es ist organisierter Terror. Völkerrechtlich relevant. Strafbar. Sanktionswürdig. Und vor allem: unausweichlich.
Wer sich mit diesen Leuten zeigt, zeigt sich mit Tätern.
Das sitzt. Denn in Mali regiert eine Junta, die sich nun erklären muss, warum Fulbe-Zivilisten verschwinden. In Burkina Faso gibt es Spezialeinheiten, die in Telegram-Videos mit abgetrennten Körperteilen posieren und sich „Cobra 2“ nennen. Und das alles wird nicht mehr als Kollateralschaden interpretiert – sondern als System. Als russisches Exportmodell für Gewalt.
Die Marke „Wagner“ ist verbrannt. Das „African Corps“? Gleicher Stallgeruch, gleiche Leute, gleicher Dreck – nur mit neuem Logo. Es spielt keine Rolle mehr, wie sie sich nennen. Die Bilder sind raus. Die Namen sind öffentlich. Und die Beweislage wächst täglich.
Frankreich nutzt diesen Moment strategisch. Nicht aus Sentimentalität. Sondern aus Klarheit. Es geht um Einflusszonen. Um Reputation. Und um die Frage, wer in Afrika künftig als legitimer Akteur gilt.
Frankreich hat gelernt: Man gewinnt keine Herzen mit Reden. Man gewinnt sie, indem man dem Gegner zeigt, was er ist. Ohne Pathos. Nur mit Licht.
Und so geht das jetzt weiter: Dokus, Podcasts, TikTok-Clips. Afrikanische Studierende in Paris werden zu Stimmen der Erinnerung. „Wagner“ wird als Marke für Terror etabliert. Russland als Sicherheitsgarant ist Geschichte. Wer heute noch mit ihnen arbeitet, arbeitet mit Scharfrichtern. Und wird als solcher gesehen. Das Bild hat sich gedreht – unwiderruflich.
Es wäre ein Fehler, das für übertrieben zu halten. Frankreich betreibt keine PR-Kampagne. Frankreich betreibt narrative Kriegsführung. Sie sagen nicht: „Russland ist schlimm.“ Sie zeigen: „Russland ist ein Foltersystem auf Rädern.“ Und sie setzen die Sprache so, dass es bleibt: Fulbe-Mütter, verschwundene Kinder, verbrannte Dörfer.
Das sind keine Storys. Das sind Anker. Wer sie einmal gesehen hat, vergisst sie nicht.
Russland verliert Afrika nicht, weil es militärisch besiegt wurde. Sondern weil es sich selbst entlarvt hat – und weil Frankreich die Kameras mitlaufen ließ. Während Moskau noch über Einfluss redet, verrotten in Mali die Beweise. Und die ganze Welt sieht zu.
Vielleicht hätte man Brigitte Macron einfach nicht beleidigen sollen.
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— Trollhunter
Die Recherchen basieren auf einem vertraulichen Bericht der University of
California, Berkeley, der dem Internationalen Strafgerichtshof übergeben
wurde, sowie auf Enthüllungen von Le Monde, France 24, AFP, Forbidden
Stories, Associated Press und Human Rights Watch. Die dokumentierten
Verbrechen umfassen außergerichtliche Hinrichtungen, Folter, sexuelle
Gewalt und das Verschwinden hunderter Zivilisten im Zusammenhang mit
der russischen Söldnergruppe „Wagner“ und lokalen Milizen in Mali und
Burkina Faso.
Die Rolle Frankreichs bei der öffentlichen Aufarbeitung dieser Verbrechen
wird in internationalen Medien zunehmend sichtbar – nicht als
militärische Reaktion, sondern als gezielte Informationsoperation.